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Die Welt der Farben – Teil 1 Geschlechterklischees: Warum die Farbe Blau nur was für Mädchen war.

by Mira Antonijevic |

Es gibt eine Frage, die ich (und Maren ebenso) nur schwer beantworten kann. „Was ist deine Lieblingsfarbe?“. Wird in jedem Freundebuch gefragt (oh, ich muss noch das Freundebuch an meine Nichte zurückschicken!!) und jedes Mal denke ich: Alle! Und eigentlich wechselt die Lieblingsfarbe auch je nach Stimmung.

Alle Regenbogenfarben sind wundervoll. Grün finde ich immer gut. Salbeigrün. Grasgrün. Smaragdgrün. Grünspan. Blau aber ist auch wunderschön. Azurblau. Ägyptischblau. Azurit. Ultramarin. Himmelblau.
Oh, und rot! Scharlachrot. Zinnoberrot. Rosso Corsa. Drachenblut … es gibt einfach so unfassbar viele wundervolle Farben. Zum anschauen, ankleiden, einrichten.

Es gibt tolle Bücher zu Farben und eins hat es mir ganz besonders angetan:
Die Welt der Farben von Kassia St. Clair. 

Die Autorin Kassia hat auf über 300 Seiten bemerkenswerte Geschichten über Farben zusammengetragen, Bedeutungen & Anwendungen aufgezeigt, die wir (leider) schon oft wieder vergessen haben. Wie das kleine Rot.
Besser noch: Baker-Miller-Pink. Mountbatten Pink. Flohfarben. Fuchsia. Knallrosa. Neonpink. Amarant. Rosa.

Und doch denken die meisten bei Rosa an Mädchen. Warum eigentlich? Die Manifestierung von Rosa=Mädchen hat sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts durchgesetzt, zuvor sah das alles anders aus. In einem Artikel der News York Times von 1893 wurde die Regel aufgestellt, dass man Jungen immer (!) Rosa, einem Mädchen immer (!) blau anziehen soll. Weder die Autorin des Artikels, noch die interviewte Verkäuferin wußten genau warum, es wurde Augenzwinkernd vermutet: „Die Aussichten von Jungen sind so viel rosiger als von Mädchen.“ Schluck. Ist heute zum Teil nicht anders … aber zurück zu Hellblau & Rosa: 1918 hat eine Handelszeitschrift eine „Allgemein annerkannte Regel“ veröffentlich:
Rosa sein eine viel entschiedenere, stärkere Farbe. Rosa ist das kleine Rot. Und da Rot zu der Zeit von Kardinälen, Soldaten (Umhänge) getragen wurde, war das die „männlichste“ Farbe überhaupt. Rosa also ganz klar NUR für Jungen bitte.
Und Blau? Wurde mit der Jungfrau Maria assoziiert, zu der Zeit also für alle selbstverständlich: hellblau nur für Mädchen.

Ich denke wir sind uns einig: Es ist völliger Blödsinn Farben Geschlechtern zuzuordnen.
ALLE Farben sind für ALLE Menschen da. Und wenn überhaupt, entscheidet der persönliche Geschmack, nicht mehr und nicht weniger.

Umso interessanter, dass es heute noch Menschen gibt, die die Einteilung in Rosa = Mädchen und Blau = Junge sehen und ernst nehmen. Also genau umgekehrt, wie Kassia es in ihrem Buch beschrieben hat. Das macht die Absurdität dieser „Farbenlehre“ noch deutlicher, oder?!

Die strenge Mädchen-Rosa-Jungen-Blau-Trennung hat sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts vertauscht. Für die Gründe dafür gibt es mehrere Ansätze: eine verbreitete Theorie sagt, dass Arbeitskleidung von Matrosen und Handwerkern der Farbe Blau mehr „Männlichkeit“ verliehen hat. Andere glauben, dass der sogenannte „Rosa Winkel“ zur Verbreitung der neuen Blau-Rosa-Farbenlehre beigetragen hat. Diesen „Rosa Winkel“ mussten im Nationalsozialismus jene Häftlinge auf dem Ärmel tragen, die unter dem Verdacht homosexueller Neigungen in KZs verschleppt wurden. Das ist auf allen Ebenen so furchtbar!

Zementiert wurde das neue Geschlechterklischee, nachdem 1959 die erste Barbie-Puppe in einer grell pinkfarbenen Verpackung den Spielzeugmarkt eroberte und Rosa zur Lieblingsfarbe kleiner Mädchen mutierte.
Verrückt, oder?! Stärkt eure Kinder ihre eigenen Farben zu finden und lasst uns aufhören nach Schubladen zu suchen.
Lasst uns alle Farben tragen (malen, zimmern, aufhängen), unabhängig vom Geschlecht!

Quellen:
— Die Welt der Farben, Kassia St. Clair, ISBN 978-3-455-00133-4, erschienen 2017 im Hoffman & Campe Verlag
— Geo Wissen, Online-Artikel: Warum die Farbe Rosa einst Männersache war von Luisa Fernau
— Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Winkel

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