Heute wird mit einer Selbstverständlichkeit digital gedruckt, so daß man sich kaum noch andere Techniken vorstellen kann. Auch unsere schönen Designposter & Art Prints werden an Hochleistungsdruckern produziert. Aber wie war das, bevor es so leistungsfähige Maschinen gab? Es gibt unendlich viele Drucktechniken, wovon eine Vielzahl aktuell vorwiegend von Künstler*innen genutzt wird, wie z. B. Letterpress, Holzschnitt, Linoldruck, Siebdruck u.v.m. um einmalige Prints oder Drucke in kleinen Auflagen herzustellen.
Aber wir gehen erst mal gaaaanz weit zurück, zu der Erfindung des Buchdrucks. Johannes Gutenberg gilt als der Erfinder des modernen Buchdrucks unter Verwendung von beweglichen Metalllettern (Buchstaben). Wir schreiben ca. das Jahr 1450, wow, das ist über 500 Jahre her! Der Buchdruck war die Demokratisierung für die Verbreitung von Informationen, es war erstmals eine massenhafte Verbreitung von Wissen, Nachrichten und Meinungen möglich. Und jetzt noch ein Sprung zu einem anderen künstlerischen Medium: der Fotografie, mit der vermutlich ersten Fotografie der Welt, welche mit Herbst 1826 datiert wird.
Nun liegen zwischen der Erfindung des Buchdrucks und der Fotografie wieder ein paar hundert Jahre, und Information zu bebildern ist für uns mittlerweile so normal, daß wir gar nicht weiter drüber nachdenken, oder?!
Mit dem Zeitalter der Aufklärung begann also eine Epoche, in der die Nachfrage nach Zeitschriften und Büchern Druckauflagen in bisher unbekannter Höhe erforderlich machte. Für Veröffentlichungen aller Art, besonders aber für populärwissenschaftliche Darstellungen benötigte man preisgünstige, gleichzeitig aber differenzierte, aussagekräftige Illustrationen. Diese Illustrationen sind eine Fülle an Bildmaterial, die sowohl Abbildungen zu Naturwissenschaftlichen Erkenntnissen abbildet, aber auch Bebilderungen für Mode, Spielzeug, Haushaltswaren u.v.m.
Auch das Konsum Verhalten änderte sich, die ersten Kaufhäuser wurden weltweit eröffnet, 1673 das Mitsukoshi in Japan (gibt es heute noch!) oder 1894 die Galerie Lafayette in Paris oder 1834 das Harrods in London. Sie wollten ihre Waren natürlich bewerben und druckten die ersten Kataloge mit Angeboten für ein breites Publikum.
Bis ca. 1820 dato war der Holzschnitt (der den Kupferstich verdrängte, weil das Material günstiger war) ein gängiges Verfahren, welches nach wie vor sehr aufwendig in der Erstellung war.
Der englische Graphiker und Graveur Thomas Bewick (1753–1828) entwickelte daher eine kostengünstigere und ähnlich leistungsfähige Reproduktionstechnik: den Holzstich. Im Gegensatz zur traditionellen Holzschnitt-Technik verarbeitete er das besonders harte Holz des Buchsbaums. Dieses wird nicht wie beim Holzschnitt im Längsschnitt, sondern als Hirnholz quer zur Faser geschnitten und ist damit besonders druckbelastbar und ist daher länger als Klischee (Druck-Vorlage) im Einsatz als eine Holzschnitt Vorlage.
Die entstanden Illustrationen aus den vergangenen Jahrhunderten sind glücklicherweise nicht alle verschwunden, viele haben die Jahre überdauert und sind wieder in neuen Sammlungen zusammengestellt worden. Diese sind für interessierte Grafiker*innen wieder zum Verkauf angeboten wurden – und was soll ich sagen: wir sind verrückt nach dem Bildmaterial!
Viele Illustrationen geben uns einen Blick in eine Welt, von der wir nur erahnen können, wie der Alltag ausgesehen hat. Es macht so viel Spaß und gleichzeitig ist es auch erschreckend, welche Bilder gedruckt wurden. Mit dem Bildmaterial dürfen wir einen kleinen Blick in die europäische Vergangenheit unserer Gesellschaft werfen. Aus heutiger Zeit unvorstellbar, wie wenig Rechte für Kinder, Frauen und People of Color vorhanden war. All das spiegelt sich in den Illustrationen genauso wider, wie detailverliebte Zeichnungen von Tieren, Musikinstrumenten, aber auch Konsum-Artikel wie Kleider, Koffer u.v.m.
Wir haben auch "Monster" entdeckt, Illustrationen von Meerestieren, die Grafiker*innen ohne ein Vorlage mit viel Fantasie erstellt haben – eine große Freude! Wir wollen unsere Freude an den z. T. Jahrhunderte alten Illustrationen mit euch teilen. Wir interpretieren die Illustrationen, setzen sie in einen neuen Kontext und hauchen ihnen damit neues Leben ein, eine Brücke durch die Jahrhunderte bis zu uns. Hätten sich die damaligen Illustrator*innen wohl auch nie denken könne, daß ihre Arbeit bis in 21. Jahrhundert überdauert. Wir verneigen uns vor den großartigen Illustrator*innen der damaligen (und heutigen) Zeit.
Wer sich weiter in das Thema Drucktechniken reinlesen mag: Bei Wikipedia kann man alles über das Hochdruckverfahren lesen, ebenso wie über das Tiefdruckverfahren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hochdruckverfahren
https://de.wikipedia.org/wiki/Tiefdruckverfahren
Weitere Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Bewick
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Gutenberg
https://de.wikipedia.org/wiki/Fotografie
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